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Praktikum bei AKS @ K'ARTS
Text und Fotos: Alina Jacobs
„Change no thing the dance starts here and now“ oder „change all things“?! Das war DIE Frage, die sich die Master-Studenten des Choreographie Departments von K’ARTS (Korea National University of Arts) während des Semesters unter der Leitung von Andrea K. Schlehwein gestellt haben und diese Frage wurde schließlich der rote Faden für das Stück bei dem obligatorischen Showcase am 8. Dezember 2018.
Seit 2012 ist Andrea Gastdozentin (Invited Honorary Professor for Choreography and Dance Creation) an der Nationalen Kunstuniversität in Seoul und als solche dort vielfältig tätig. Sie unterrichtet im Choreografie Department die Studenten des 3rd Grades und der Master Class und choreografiert mit beiden Gruppen jeweils ein Stück für den Showcase. Als Co-Leiterin des Tanzpädagogik Moduls unterrichtet sie ebenfalls die Studenten von Dance Pedagogue und ist zusätzlich als Tutor für Experimental Dance Platform sowie als fachlich-künstlerische Begleitung der Graduation Pieces tätig.
In den letzten drei Wochen des jetzigen Wintersemesters stand die Vorbereitung des Showcases zentral. In dieser Phase habe ich sie als Assistentin im Uni-Alltag begleitet.
Wer ist ich… ? als kurze Info: Ich bin Alina Jacobs, 24 Jahre alt und beende dieses Jahr mein Studium (BA of Dance in Education) bei Codarts, University of the Arts Rotterdam. Bei Codarts ist man das Semester vor dem Studienabschluss frei, um außerhalb der Universität den eigenen Weg als Tanzkünstler zu finden und sein individuelles Profil zu spezifizieren.
So war ich in diesem Jahr erst in Israel, dann in Japan (Tokyo), wo ich mit Studenten der Nippon Sport Science University ein Stück choreografiert habe und schließlich in Süd-Korea (Seoul). Neben meinem Studium habe ich mich durch die Zusammenarbeit mit Lisa Günther und seit 2015 mit Graziela Padilla spezialisiert in dem Lex Padilla Dance Concept (LPDC). Durch das freie Semester konnte ich mich nun hier weiter in vertiefen und war die Auseinandersetzung mit dem LPDC ein verbindendes Element meiner Auslandsaktivitäten.
Nun zurück zu der Zeit in Seoul: Als ich in den letzten Semesterwochen dazu gestoßen bin war Andrea mit beiden Gruppen schon weit fortgeschritten im choreografischen Prozess für den Showcase. So habe ich die letzte Phase dieses Prozesses erleben können, in der alles Gelernte und alles bis dahin Erarbeitete auf eine intelligente und überraschende Weise zusammenkam und letztendlich am 8. Dezember als fertiges Stück präsentiert wurde.
Im Unterricht von Andrea wird das Tanzstudio zu einem Ort an dem andere Regeln als die im Tanz und auch im Leben typischen gelten. Regeln im Sinne von Score und Agreement, die sich im Laufe des Arbeitsprozesses selbst ergeben haben. Regeln, die man ignorieren oder an die man sich halten darf. Regeln, die es ermöglichen, dass der Tanz als Kunstform, das private Leben als Teil dessen und die Rolle des Individuums in der Kunst und Gesellschaft neu definiert werden. Es entsteht ein flexibles und offenes Gebilde geprägt von Respekt, kritischem Denken, neugierigem Hinterfragen und intensiver körperlicher Arbeit, die von verhaltenen Gesten bis zur unkontrollierten Bewegungsexplosion reicht. Schnell wird deutlich, dass die Individualität des Einzelnen eine große Rolle spielt und dass die Studenten nicht nur als Tänzer und Choreografen lernen, sondern auch als individuelle Persönlichkeiten wachsen. So ist es ganz natürlich, dass die Rede ist von dem „casual body“ und dem „dancers body“ und mittlerweile wechseln die Studenten fließend von dem Einem ins Andere.
Bei dem Showcase am 8. Dezember 2018 wurden die Zuschauer bei beiden Gruppen ein Teil dieses Prozesses. Als Zeugen wurden sie von der einen Szene in die Nächste mitgenommen und verfolgten den Weg des Einzelnen innerhalb des Stückes. Man sieht, dass die Studenten gewachsen sind, denn sie stehen mit starkem Rückgrat auf der Bühne und können ihre eigene Verletzlichkeit offen zeigen, was von großer Stärke zeugt. Und da die Studenten im Prozess mit Andrea in der Auseinandersetzung mit sich selbst ihre eigene Emotionalität erfahren haben, die sie lernten wie ein Schauspieler im Moment der Aufführung einzusetzen, konnten sie die Zuschauer berühren. Diese feinen Momente wurden szenisch wie musikalisch wieder gebrochen, durch zum Beispiel den unerwarteten Einsatz von Hiphop-Musik. So wird der Zuschauer in eine völlig andere Gefühlslage katapultiert bevor er erneut von sanfter Pianomusik, Live-Gesang auf Koreanisch oder einem Zitat von John Cage mitgenommen wird. Doch auch die Stille, die immer wieder Teil der Stücke ist, erzielt ihre Wirkung. Sowohl im musikalischen Sinne, im räumlichen Sinne in Form vom „Emty Space“, als auch die Stille im Körper, die Äußerlich scheinbar regungslos ist, die jedoch getragen wird von innerlicher Vibration. Das Finden dieses Gefühls, von Innen aus zu beginnen und von dort das Eigene, auch die eigene Form zu finden „Form follows Function“ war neben vielen anderen Erfahrungen in diesem Semester Teil des Researchs.
Gemeinsam mit Prof. Nam JeongHo und Heekyung leitet Andrea das Tanzpädagogik Modul am Choreographie Department bei K’ARTS. Dadurch erhielt ich die Möglichkeit das Lex Padilla Dance Concept im Rahmen dieses Modules praktisch und theoretisch in einer zweistündigen Lecture vorzustellen. Teilnehmer waren neben Bachelor- und Masterstudenten des Departments auch TanzpädagogInnen, die ihren Abschluss längst gemacht haben und zur Auffrischung und Überprüfung sich in einen von den drei Tutorinnen kritisch begleiteten Prozess hineinbegeben. Es war mir eine große Freude meine Erfahrung und mein Wissen über das Lex Padilla Dance Concept mit den Studenten und Absolventen zu teilen, die mit viel Interesse und Neugierde sowohl im praktischen Unterricht als in der theoretischen Auseinandersetzung dabei waren. Nach meiner Lecture endete der lange Unitag mit der beliebten JAM, die jeden Donnerstag stattfindet.
photo by the pizza man |
Zum Ende möchte ich mich für diese besondere Zeit herzlich bedanken bei Andrea und Eleonore, sowie bei den Professoren und Studenten von K’ARTS!
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Internship with AKS @ K'ARTS
Text and photos: Alina Jacobs
"Change no thing, the dance starts here and now" or "Change all things"?! This was the main question the master students of the Choreography Department at K'ARTS (Korea National University of Arts) dealt with during their semester lead by Andrea K. Schlehwein. In the end, this question turned into the central theme of the piece that was presented in the obligatory showcase on 8th of December 2018.
Since 2012, Andrea has been returning to the National University of Arts in Seoul as a Visiting Professor for Choreography and Dance Creation and as such has been active in diverse functions. Within the choreography department she has taught 3rd Grade students as well as the Master Class and with both groups she worked on choreographies for the Showcase. As co-director of the Dance Pedagogy Module she has also been teaching Dance Pedagogy students and moreover has been active as a tutor for the Experimental Dance Platform and as professional-artistic advisor for the Graduation Pieces.
During the last three weeks of the current winter semester, Andrea's main activity was the preparation of the Showcase. It was in this phase that I have accompanied her in my role as assistant within the daily university routine.
So who am I...? In short: my name is Alina Jacobs, I am 24 years old and currently in my final year of studies (BA of Dance in Education) at Codarts, Rotterdam University of the Arts. The final semester at Codarts can be used freely to find one's own way as a dance artist and to specify one's individual profile outside university walls. So first I went to Israel this year, then to Japan (Tokyo), where I choreographed a piece with students from Nippon Sport Science University. Finally I went to South Korea (Seoul). Next to my studies I have specialized in the Lex Padilla Dance Concept (LPDC), collaborating with Lisa Günther and since 2015 with Graziela Padilla as well. Thanks to the free semester, I have been able to dive deeper into these studies and my involvement with LPDC has been the connecting element of my activities abroad.
But back to my time in Seoul: When I joined Andrea during the last weeks of the semester, the choreographic process for the showcase was already well advanced with both groups. Therefore I was able to experience the final phase of this process, where all the things that had been learned and everything that had been worked on came together in an intelligent and surprising way and in the end was presented on 8th of December in form of a finished piece.
In Andrea's classes, the dance studio becomes a place where rules are different from those that are typical for dance or even life itself. Rules in terms of score and agreement that have emerged during the working process itself. Rules that one is free to follow or ignore. Rules that make it possible to redefine dance as an art form, but also private life as an an integral part of art as well as the role of the individual in art and society. The result is a flexible and open structure characterized by respect, critical thinking, curious questioning and intense physical work, ranging from restrained gestures to uncontrolled explosions of movement. It soon becomes clear that everyone's individuality plays an important role in the process and that the students not only gain knowledge as dancers and choreographers, but also as individual personalities. It's quite natural that there is a distinction between the "casual body" and the "dancer's body" and the students by now change fluently between the one and the other.
During the showcase on 8th of December, both groups made the audience part of this process. As witnesses, the public was taken along from one scene to the next, following each individual's path within the piece. It is clearly visible that the students have grown and they now stand on stage with a strong backbone, being able to openly show their own vulnerability – a sign of great strength. And since students have experienced their own emotionality by dealing with themselves during their process with Andrea and have learned to use it like an actor does during the performance, they were able to touch the audience. These sublime moments were broken, both in terms of scenography and music, by, for example, the unexpected use of hip-hop music. This way, the viewer is thrown into a completely different emotional state, just to be taken back again by soft piano music, live Korean singing or a quote by John Cage. But also silence, which is always part of the pieces, has its effect. Musically as well as spatially as "empty space", but also as silence within the body, which seems to be motionless from the outside while being upheld by an internal vibration. Finding this feeling, starting from within and discovering one's own there, also finding one's own form – "form follows function" – has been, along with many other experiences during this semester, part of the research.
Andrea's function as a co-director (next to Prof. Nam Jeong Ho and Heekyung) of the Dance Pedagogy Module within the K'ARTS Choreography Department gave me the opportunity to present the Lex Padilla Dance Concept within the framework of this module in practice and theory during a two-hour lecture. Among the participants were some of the department's bachelor and master students as well as dance teachers who had long since graduated and came to refresh and review within a process that was critically accompanied by the three tutors. It was a great pleasure for me to share my experience and knowledge about the Lex Padilla Dance Concept with the students and graduates who attended with much interest and curiosity both in practical lessons and in theoretical explorations. Following my lecture, the long university day ended with the popular JAM that takes place every Thursday.
photo by AKS |
Last but not least, I would like to thank Andrea and Eleonore as well as the professors and students of K'ARTS for this special time!