Wednesday, November 24, 2021

... für die Abschaffung des ekelhaften Begriffs "kulturschaffend"

Jedesmal, wenn ich ihn wieder lesen muss, stößt er mir unangenehm auf: Der Begriff „kulturschaffend“. Er hat einen ekligen Beigeschmack, ist belastet durch die Nationalsozialisten, die diesen Begriff als Sammelbegriff für Künstlerinnen und Künstler, für im Kulturbereich tätige Menschen als quasi Stempel-auf-die-Stirn benutzten.

Wer im Dritten Reich seiner Arbeit in Kunst und Kultur nachgehen wollte, musste Mitglied der Reichskulturkammer sein, die jedoch nur Ariern offenstand. Mit dieser Maßnahme wurde ein erheblicher Bevölkerungsanteil aktiver Künstlerinnen und Künstlern per indirektem Berufsverbot exkludiert. Das Wort „schaffend“ ist/war positiv konnotiert – bezog sich auf die Arier, „raffend“ dementsprechend negativ besetzt und meint/e die jüdische Bevölkerung.

Die Diskussion um diesen Begriff ist nicht neu, Prominente wie Eva Blimlinger oder Vereinigungen wie die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich haben wiederholt auf diese wichtige Debatte hingewiesen. In Kärnten scheint sie noch nicht angekommen zu sein.

Gendergerecht formulieren zu wollen ist das eine, sicherlich ein aktueller Trend mit positiven Folgen – aber fangen auf tieferer Ebene nicht Bemühungen, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung, Ellenbogenverhalten und Ignoranz sichtbar zu machen in einem Bewusstsein um Denkansätze an, die sich mit einer inneren Haltung auseinandersetzen und sich um Integrität im Agieren bemühen?

Ein öffentlicher Diskurs sollte viele Menschen und unterschiedliche Berufsgruppen erreichen, darin bestehen, Haltung und Sprache in ein kongruentes Verhältnis zueinander zu bringen, gemeinsam und dialogisch orientiert, historisch gewachsene Sprachgewohnheiten zu hinterfragen und scheinbar smarte, gendergerechte Begriffslösungen wie kulturschaffend abzulösen; sie durch frische Worte im täglichen Sprachgebrauch obsolet zu machen.

Andrea K. Schlehwein


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