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Abriel Gardner
Abriel lernte ich 2018 in Seoul, Korea kennen. Sie kam für ein Semester als Austauschstudentin aus Los Angeles (California Institute of the Arts) an die Korea National University of Arts. Manchmal gingen wir, fast die einzigen Ausländer*innen am Dance Department, gemeinsam einen Kaffee trinken. Bei einer dieser Gelegenheiten fragte ich sie, was sie nach Ende ihres Studiums als Erstes tun wolle. Sie sagte: „Ich möchte ein Praktikum machen an einem Kunstort, wo ich richtig viel arbeiten muß ...“ – der Weg nach Millstatt war damit vorprogrammiert. Im Sommer 2019 verbrachte sie fast drei Monate als meine Assistentin am ART SPACE stift millstatt. Sie betreute die Tanzproduktion ‚butterfly tales‘ und das Symposion ‚ POSITIONEN 019 | Diskurse und Dialoge im Zeitgenössischen Tanz. Abriel kam nicht alleine, sie brachte ihren Hund Bowie mit – unser Sommer-Maskottchen 2019.Abriel bewegt sich gekonnt zwischen den Kunstsparten Installation, Film und Tanz hin und her. Ich mag ihren ebenso poetischen wie witzigen Zugang zum Filmemachen. Besonders aber mag ich ihre Installation La La’s Dream Machine, der sie als Co-Designerin Humor und Leben einhauchte. Zu sehen war diese Arbeit auf der Calarts Expo 2018.
Artist Statement
Abriel ist für ihren launigen Stil bekannt, der sich sowohl mit dem Humor als auch der Ambiguität des Alltagslebens befasst. In ihren Arbeiten nutzt sie Witz und Absurdität, um Werke zu schaffen, die das Publikum zur Hinterfragung der Paradigmen der Kunst und des Lebens anregen. Abriel nimmt die Wertesysteme rund um Binarität und Seriosität unter die Lupe, die sie für einschränkend und ausschließend hält. Sie hofft, mit Ihren Arbeiten Ihrem Publikum ein Gefühl der Erleichterung und der Freude zu vermitteln und dadurch eine fantasievollere und aufgeschlossenere Gesellschaft zu fördern.
Kontakt
Abriel Gardner | abriel.gardner01@gmail.com | https://vimeo.com/abriel
hallo andrea. hier sind ein paar fotos von einer mahnwache, an der ich vor ein paar wochen teilgenommen habe. es war ein bewegender moment und es fühlte sich gut an, mit leuten zusammenzukommen, ohne eine waffe oder die polizei zu sehen. es war eine zeit der trauer und des gegenseitigen festhaltens. etwas, wozu viele leute lange keine gelegenheit hatten. eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, sich die zeit zu nehmen, um zu verarbeiten, was auf dieser Welt eigentlich vor sich geht. ich fühle mich sehr klein in meinen bemühungen, aber ich tue mein bestes, durch das alles hindurch wachsam und stark zu bleiben. Ich hoffe, es geht dir gut!!
abriel
Wir werden nicht aus Angst zurückweichen
Der Wandel ist da, und er findet jetzt statt. Wir können dieses System sinnloser Gewalt und Unterdrückung nicht länger hinnehmen. Wir müssen unsere Masse dazu einsetzen, einen Wandel einzuleiten, wir müssen unsere Communities engagiert und informiert halten. Wir werden stark bleiben. Redet miteinander, organisiert euch, baut eure Kraft weiter aus. Ziehen wir uns gegenseitig zur Verantwortung, friedlich, fokussiert und unnachgiebig in unserer Botschaft zu bleiben. Wir haben die Kraft, einen echten Wandel herbeizuführen. BLACK LIVES MATTER.
hallo andrea. die dinge sind hier immer noch sehr chaotisch, aber langsam macht sich eine veränderung bemerkbar. es wirkt surreal, wie die nationalgarde und militärpanzer die straßen säumen. es sind auch viele hubschrauber zu sehen.
Anna Zampetti
Anna Zampetti ist nach dem Studium der Germanistik und Italianistik an der Universität Wien nach Kärnten gekommen, um der Liebe ihres Lebens, ihrem Hund Louis, das bestmögliche Leben zu garantieren. Im ART SPACE hat sie ein kulturelles Refugium gefunden, weshalb sie nicht mehr gehen wollte, und nun Teil des Teams ist. Im büro für tanz theater und produktionen unterstützt sie durch Text- und Recherchearbeiten den Think Tank, der unter der Leitung von Andrea K. Schlehwein Eigenproduktionen konzipiert und organisiert, sowie Arbeiten von externen Künstler*innen begleitet. Für die bevorstehenden AKS Produktionen im Jahr 2020, cREATING cOMPOSTION / archipelago / robotic MELANCHOLIA, bringt sie ihren theoretischen Zugang mit ein, der als externer Blick das Sichtfeld zusätzlich erweitert.WE SHOULD ALL BE ANTIRACISTS
Angesichts der Intersektionalität von Diskriminierung scheint eine Referenz auf Chimamanda Ngozi Adichie angemessen, die in ihrem Essay We Should All Be Feminists von 2014 vieles hinsichtlich Geschlechterdiskriminierung auf den Punkt gebracht hat, was in Bezug auf ethnische Diskriminierung aktuell diskutiert wird.
Im Zuge der Proteste gegen Polizeigewalt #blacklivesmatter entwickelt sich nach dem Tod von George Floyd erneut ein umgreifendes und weitreichendes, kollektives Sprachrohr der Black Communities, dessen Durchschlagskraft und Lautstärke längst fällig war. Und es ist frustrierend wie blind und taub und ignorant viele Menschen angesichts dieser gesunden Entwicklungen sind und wie sie versuchen, mit den immer gleichen, stumpfsinnigen Argumenten ihre privilegierte Position in einer strukturell rassistischen Gesellschaft zu schützen.
Die „harmloseren“ unter ihnen versuchen sich auf einen naiven Begriff der generellen Gleichheit rauszureden, wenn sie auf #blacklivesmatter mit der verwässernden Parole „all lives matter“ antworten. Also ja, grundsätzlich schon, natürlich … doch führt es in diesem Kontext dazu, dass People Of Color und das Alleinstellungsmerkmal ihrer Rassismuserfahrungen unsichtbar gemacht werden.
In Analogie dazu möchte ich das zitieren, was die aus Nigeria stammende Schriftstellerin Adichie zur Geschlechterungleichheit schreibt:
Some people ask, ‚Why the word feminist? Why not just say you are a believer in human rights, or something like that?’ Because that would be dishonest. Feminism is, of course, part of human rights in general – but to choose to use the vague expression human rights is to deny the specific and particular problem of gender. It would be a way of pretending that it was not women who have, for centuries, been excluded. It would be a way of denying that the problem of gender targets women. That the problem was not about being human, but specifically about being a female human. (Adichie, Chimamanda Ngozi: We Should All Be Feminists. London: Fourth Estate 2014. p. 41)Mit der BlackLivesMatter-Bewegung wurde spätestens seit 2013 ein historisch gewachsener, differenzierter und komplexer Diskurs laut, bei dem es wünschenswert wäre, dass eben nicht ein/e jede/r partizipiert und unbekümmert, frei von der Leber weg spricht. Es ist ein Diskurs bei dem man viel Falsches sagen kann und auch wird – aus dem einfachen Grund, dass wir (in den west-, mittel und osteuropäischen, sowie den ehemals kolonialisierten Länder) in einer rassistisch geprägten Gesellschaft leben, die die hierarchische Unterscheidung von Menschengruppen kreiert, institutionalisiert und zur Basis des eigenen, weißen Selbstverständnisses gemacht hat.
An diejenigen, die mit ihrem privilegierten Hintern in ihrem bequemen Couchsessel sitzen, die Nachrichten schauen, sich „raus halten“ und dabei kein Verständnis für die Demonstrierenden aufbringen oder, wenn sonst nichts, nicht einmal die Klappe halten können, Folgendes: Fangt an euch selbst zu hinterfragen! Man ist nicht, was man ist … man wird es. Und zwar in einem vorgeprägten Umfeld, das Normen vorgibt und Machtpositionen strukturell verteilt … und jetzt, Überraschung, etwas ganz Neues: diese Verteilung ist nicht gerecht, nicht fair, nicht gleichberechtigt … sie ist diskriminierend, rassistisch und sexistisch.
Als weißer, mitteleuropäischer Mensch erkenne ich meine Position und sehe auch, welche Erfahrungen mit Diskriminierung mir erspart blieben. Und deshalb beginne ich, nach dieser unverzichtbaren Stellungnahme, mit dem Schweigen und dem Zuhören, denn das scheint mir für mich in diesen Tagen angebracht.
Anna Zampetti, Juni 2020
ENGLISH
Abriel Gardner
I met Abriel in 2018 in Seoul, South Korea. Coming from Los Angeles, she was an exchange student at the Korea National University of Arts. Being almost the only foreigners in the Dance Department, we sometimes went for coffee together. On one of these occasions I asked her what the first thing was she wanted to do after finishing her studies. She said, "I want to do an internship at an art space where I will have to work really hard..." – and thus the way to Millstatt was predestined. In the summer of 2019 she joined me at ART SPACE stift millstatt for almost three months as my assistant. She worked on the dance production 'butterfly tales' and the symposium 'POSITIONEN 019 | Discourse and Dialogue in Contemporary Dance'. Abriel did not come alone, she brought her dog Bowie – our summer mascot of 2019.
Abriel skilfully moves between the art disciplines installation, film and dance. I like her approach to film making, which ist both witty and poetic. But I especially like her installation La La's Dream Machine, which she enriched with humor and life as co-designer. This work was shown at the 2018 Calarts Expo.
Artist Statement
Abriel is known for her whimsical style which embraces both the humor and ambiguity of day to day life. She utilizes silliness and absurdity in her practice to create works that encourage the audience to question the paradigms present in both art and life. Abriel interrogates the value systems surrounding binaries and seriousness, finding them to be restrictive and exclusionary. She hopes that her work can provide a sense of relief and joy to her audience and can foster a more imaginative and open-minded community.
Contact
Abriel Gardner | abriel.gardner01@gmail.com | https://vimeo.com/abriel
hi andrea here are a few photos from a vigil I attended a few weeks ago. It was a tender moment and felt good to gather with people without having to see a gun or the police. It was a time to grieve and hold each other. something that a lot of people have not had the chance to do. It was a reminder of how important it is to take the time to process what is actually happening in this world. I feel very small in my efforts but I am trying my best to stay vigilant and strong throughout this.
I hope you are doing okay!!
abriel
We won’t back down in fear
Change is here and it’s happening now. No longer can we endure this system of senseless violence and oppression. We must use are masses to instigate change, we need to keep our communities engaged and informed. We will not lose our strength. Keep talking, keep organizing, keep spreading your power. Let’s hold each other accountable to stay kind, to stay focused and unyielding in our message. We have the power to make real change. BLACK LIVES MATTER.
Hi andrea things are still very chaotic here but change is slowly starting to happen. Its surreal to see the national guard and army tanks surrounding the streets. theres lots of helicopters too.
Anna Zampetti
After studying German and Italian at the University of Vienna, Anna Zampetti came to Carinthia to ensure the best life possible for the love of her life – her dog Louis. After finding her cultural refuge at ART SPACE stift millstatt, she did not want to leave anymore and is now part of our team. With text and research work at the büro für tanz | theater | produktionen she assists the think tank lead by Andrea K. Schlehwein, which conceives and organizes in-house productions and also guides works by external artists. For the upcoming 2020 productions cREATING cOMPOSTION / archipelago / robotic MELANCHOLIA, she brings in her theoretical approach, which as an external perspective will further expand our field of vision.
WE SHOULD ALL BE ANTIRACISTS
Given the intersectionality of discrimination, a reference to Chimamanda Ngozi Adichie seems appropriate. In her 2014 essay We Should All Be Feminists she put in a nutshell much of what is currently being discussed in relation to ethnic discrimination.
In the course of the protests against police violence #blacklivesmatter following the death of George Floyd, a comprehensive and far-reaching collective outcry from Black Communities is developing once again, with a force and volume that has long been overdue. And it is frustrating to see how blind and deaf and ignorant many people are in the face of these healthy developments, and how, employing the same dull arguments over and over again, they try to protect their privileged position in a structurally racist society.
The "less harmful" amongst them justify themselves with a naive notion of general equality by responding to #blacklivesmatter with the mollifying slogan "all lives matter". Well yes, generally yes, of course ... but in this context it leads to People Of Color and the uniqueness of their experiences with racism being made invisible.
By analogy, I would like to quote the Nigerian writer Adichie and her views on gender inequality:
Some people ask, 'Why the word feminist? Why not just say you are a believer in human rights, or something like that?' Because that would be dishonest. Feminism is, of course, part of human rights in general - but to choose to use the vague expression human rights is to deny the specific and particular problem of gender. It would be a way of pretending that it was not women who have, for centuries, been excluded. It would be a way of denying that the problem of gender targets women. That the problem was not about being human, but specifically about being a female human. (Adichie, Chimamanda Ngozi: We Should All Be Feminists. London: Fourth Estate 2014. p. 41)Since 2013 at the latest, a historically grown, differentiated and complex discourse has developed with the BlackLivesMatter movement, in which preferably not everyone should participate and speak freely without second thoughts. Within this discourse, one can and will say a lot of wrong things – for the simple reason that we (in Western, Central and Eastern Europe as well as in the former colonized countries) live in a racist society that has created a hierarchical distinction between groups of people, institutionalized it and made it the basis of its own white self-image. To those who sit in their comfy armchairs on their privileged behinds, who watch the news, who "stay out of it " and at the same time cannot show any understanding for the protesters or at least keep their mouths shut, I say the following: Start questioning yourselves! You are not what you are... you become it. And this within a pre-shaped environment that sets norms and structurally distributes power positions... and now, surprise, a big revelation: this distribution is not just, not fair, not equal ... it is discriminatory, racist and sexist.
As a white, Central European person, I recognize my position and I can see which discriminatory experiences I was spared. And that is why, after this indispensable statement, I will keep silent and I start listening, because this seems appropriate to me these days.
Anna Zampetti, June 2020
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